Vintage Jamaican Music Soundclash

27. September 2019, 23 Uhr
Badehaus, Revaler Str. 99, 10245 Berlin

Soundclash 2018: Ansprache an die Teilnehmer

Teilnehmer im vergangenen Jahr. Foto: Tim Schnetgöke

Auf Jamaika werden politische und gesellschaftliche Konflikte seit Ende der Sklaverei immer auch musikalisch ausgetragen, Soundsystems und ihre Rivalität sind ein prägender Bestandteil der jamaikanischen Kultur. Auf der Karibikinsel hat sich mit dem „Soundclash“ ein Wettkampf etabliert, bei dem in seiner reinsten Form zwei oder mehr Soundsystems um die Gunst des Publikums kämpfen. In Deutschland ist dieses Format fast ausschließlich im Dancehall zu finden, allerdings nur selten über Soundsystems – also individuelle, handgebaute Boxentürme. Bei der modernsten der originär jamaikanischen Musikrichtungen gewinnt der Teilnehmer, der die exklusivsten Dubplates (individuell eingesungene Versionen bekannter Stücke) und die beste Show inklusive ausgefallener oder im besten Fall humorvoller Beleidigungen der Gegner präsentiert. Der Red Bull Soundclash im vergangenen Jahr erweiterte das Konzept sogar in Richtung Hip Hop und Popkultur. Ebenfalls im letzten Jahr veranstaltete das Maratone Soundsystem seinen ersten Soundclash und wie der Name verrät, steckte „Vintage Jamaican Music“, also Musik aus den Jahren 1960 bis 1979, den Rahmen ab.

In das Badehaus, einen der wenigen Clubs in der Stadt in dem fast ausschließlich handgemachte Musik und kein Techno zu hören ist, lädt das Maratone Soundsystem gemeinsam mit Topline Events und dem YAAM als Veranstalter in diesem September zu einer erneuten Zeitreise in die Entstehungszeit authentischer, jamaikanischer Musik ein.

Antreten werden drei Sammler und Entertainer, deren Herzen schon seit mehreren Jahrzenten für jamaikanische Musik brennen. Sammelleidenschaft ist eine wichtige Voraussetzung, um als Teilnehmer in Frage zu kommen, denn das ansonsten recht übersichtliche Regelwerk sieht vor, dass weder digitale Dateien, noch CDs, Dubplates, Nachpressungen oder Alben abgespielt werden dürfen. Ausschließlich originale Vinyl-Singles und gutes Entertaining am Mikrofon sind die Waffen, mit denen Goldfinga, Phil Bush und Tiny T gegeneinander antreten werden.

Foto von DJ GoldfingaErstgenannter ist ein echter Lokalmatador der Berliner Offbeat-Szene, bereits seit den 80er Jahren sammelt er Schallplatten und versorgte eine Zeitlang sogar als Betreiber eines Plattenladens eine neue Generation von DJs mit dem schwarzen Gold. Zahlreiche Parties trugen seine Handschrift, selbst dem Karneval der Kulturen und der Karriere von SEEED stand er als Geburtshelfer Pate. 13 Jahre lang saß er als Drummer von „Mother’s Pride“ auf hunderten Bühnen Europas.

Foto von Phil BushPhil Bush aus Lincoln ist nicht nur Plattensammler und Anhänger britischer Jugendsubkulturen der 60er mit Authenzitätsfimmel – er betreibt mit „Sounds & Pressure“ auch ein fantastisches, von Röhrenverstärkern betriebenes Soundsystem ohne dessen Einfluss es ziemlich sicher kein Maratone Long Distance HiFi geben würde. In den vergangenen Jahren war er (einmal sogar mit Soundsystem im Gepäck) mehrfach zu Gast in Berlin und hat regelmäßig auf großen, internationalen Festivals und Weekendern für fantastische Revival Stimmung gesorgt.

Foto von Tiny TTiny T kann auf eine kulturelle Prägung zurückblicken, die hierzulande eher selten anzutreffen ist. Sein Vater betrieb zusammen mit seinem Onkel in den 50er Jahren auf Jamaika das Freddy Cloudburst Soundsystem und besuchte nach der Emigration gen England regelmäßig die dortigen Blues Dances. Schon bald entwickelte der junge Tiny T ein starkes Interesse an der jamaikanischen Musikkultur, sammelte Platten und wurde im Laufe der Jahre ein fester Bestandteil der Londoner Reggaeszene. Seit einigen Jahren ist er auch darüber hinaus ein begehrter DJ, spielte auf Soundclashs in London, großen Festivals und Allnightern in ganz Europa. Nachdem er im vergangenen Jahr leider kurzfristig absagen musste ist die Vorfreude auf ihn als Teilnehmer des diesjährigen Soundclashes beim Publikum, das sich bereits aus diversen Ländern angekündigt hat, riesig.

Auf dem zweiten Floor des Badehauses präsentiert das Tropical Timewarp Kollektiv den Sound, der die Clubs von Lagos bis Paris und von Accra bis London schon längst zum Kochen bringt. Westafrikanischer Soukus, Highlife und Afrobeat stehen auf dem Programm.

Am Samstag trifft dann erneut Jamaika auf Afrika: Bei „Reggae Rumble“ legt der Gewinner des Soundclashes gemeinsam mit der Maratone Crew über deren Soundsystem auf, der zweite Floor wird vom Projekt Audio Ababa bespielt. Dort gibt es originale Platten aus Äthiopien zu hören. Mehr Infos auf der Website des Badehauses.

Soundclash 2018: Publikum und Soundsystem.

Der Soundclash 2018 im YAAM. Foto: Tim Schnetgöke.